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Ein Recht auf Überlebenskampf
Ein naiver Blick auf eine wahre Begebenheit.


Hier sind wir nun, jenseits vom Anfang der permanenten industriellen Revolution.

Es geht mir gut - glaube ich. Trotz diagnostizierter, vermeintlicher, Neurosen kann ich es schätzen nicht das Leben der Altvorderen zu leben, - ohne Elektrizität, Heizung, fliessend warm und kalt Wasser, Telefon, Internet etc. Nein,- kein Auto, kein Fernsehen. Ich besitze beides nicht. Aus Überzeugung, aber trotzdem Mobil und Televisionär. Eigentlich könnte jetzt alles so bleiben wie es ist... Was braucht der Mensch schon mehr. Gut, die eine oder andere kleine Verbesserung der oben genannten Komfortabilitäten vielleicht. Aber Essen und Trinken und ein Dach über dem Kopf? Wie viele Menschen werden gebraucht um uns mit Überlebensmitteln zu versorgen - oder vielmehr: Wie viele Maschinen? Es sind wenige. Sehr wenige.
Endlich könnte die Plackerei ein Ende haben und wir von der Maschine in den Mund leben. Steigt die Effizienz der Maschinen steigt der Vorrat an Pasta, Schinken, Gemüse und Hamburgern in unseren Kühlschränken. Wenn wir bisher noch arbeiteten dann wird jetzt unsere Arbeitszeit geringer... Logisch, denn eine Maschine erledigt jetzt was vorher 10, 100, 1000 Menschen in rückgratbrechender Arbeit erledigten. Aus demselben Grund gibt es heute Arbeitslose. Bis zu 4 Millionen in Deutschland. Nur gesteigerter "Bedarf" steigert den Bedarf an Arbeitskräften. Aber: Ich kann sicher nicht mehr fressen als ich es jetzt schon tue. Kann oder will kaum mehr reisen und stosse generell an die Grenzen meiner Konsumfähigkeit und Verbrauchswilligkeit. Ich möchte nicht noch mehr ver-brauchen.

Aber obwohl heute die Maschinen mit unglaublicher Effizienz unsere frühere Arbeit erledigen und die Menschen scharenweise in die Rentenparadiese überwiesen werden könnten, von denen die Menschen vor hundert Jahren noch träumten, wächst seit einiger Zeit der Druck auf die frühen Rentner sich selbst zu ernähren obwohl viele fleissige Maschinen dies schon längst für sie tun. Die Arbeitslosigkeit hätte vermieden werden können. Die Gewerkschaften forderten immer kürzere Arbeitszeiten bis alle Bürger, gerecht aufgeteilt, nur noch wenige Stunden in der Woche zu arbeiten gehabt hätten. Die Gewerkschaften scheiterten. Keiner wollte teilen. Nicht die die noch Arbeit hatten und vor allem auch nicht die die Arbeit vergaben - die Besitzer der Maschinen. Die Besitzer der Maschinen und der Arbeit werden jetzt immer reicher, heisst es überall, und keiner widerspricht. Es ist nicht zu leugnen. Trotzem hat der Kaiser hat immer noch neue Kleider, weil er eben der Kaiser ist und deshalb wird einfach weiter ignoriert was nicht geleugnet werden kann.

Das alles ist eigentlich sehr durchsichtig. Jeder weiß es oder spürt es. Der Planet ist ver-braucht. Aber wir müssen immer noch genau so viel arbeiten um (noch mehr) zu verbrauchen. Sogar Kultur wird heutzutage verbraucht. Wo sie doch selbst eigentlich ein Verbrauchs-Hemmer ist oder sein sollte. Aber statt Kultur und Geistespflege zu fördern werden die Produktivkräfte aufs immer neue stimuliert. Und wer noch nicht existiert wird "Existenzgründer" um endlich auch mitmachen zu dürfen beim Überlebenskampf. Und das Praktische wird zur Religion erklärt. Nicht dieser Fakt, sondern der Widerspruch, wird zum Paradoxon erklärt. Je mehr Köpfe sich kratzen desto monströser wird gelogen. Statt eines folgerichtigen "Rechts auf Faulheit" (Kulturkanzler Schröder) oder wenigstens Rechts auf Muße bescheinigt man uns ein sadistisches "Recht auf Überlebenskampf".

Wie stereotype Rockstars droht die Welt an ihrem Erbrochenen zu ersticken. Konsum statt Gespräch, Diskussion, Meditation, Gesang... Statt Verbrauch durch Kultur zu binden wird Kultur selbst verbraucht - durch die Passivität ihrer Rezeption.
Vorschlag: Sogenannte Arbeitslose werden für jede aktive kulturelle Leistung, - von der Freiwilligen Feuerwehr über künstlerische Tätigkeit bis zur Teilnahme an (volks)hochschulischer Weiterbildung-, schadlos gehalten. Gerade auch dann wenn sich daraus kein unmittelbarer praktischer Nutzen ergibt.

Ehrenamt entbindet, - und verbindet!

 

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